Hilfe, wir kippen um…
… aber erst Mal von Anfang an. Ende Juni waren wir im Staat Saskatchewan angekommen. Wir wollten uns den Prinz Albert Nationalpark ansehen. Der Nationalpark ist bekannt für die Bisons. Da wir noch nicht allzu viele wilde Tiere gesehen haben, fuhren wir gespannt in den Park hinein. Nach einer Wanderung und vielem herumfahren, haben wir jedoch leider keine Bisons gesehen. Aber dafür ganz viele süße Rehe. Wir entschieden uns dafür, eine Nacht im Nationalpark zu schlafen. In den Parks gibt es meistens die „self-registration“. Es gibt also keinen Besitzer, der einem das Geld abkassiert und einen Platz zuweist. Man kann sich seinen Platz selber aussuchen und dann anschließend sein Geld in einem Briefumschlag in den Briefkasten schmeißen. Keine Sorge, du musst keine Briefumschläge selber dabei haben. Am Eingang von den Campingplätzen stehen meistens Infotafeln mit Briefumschlägen, Zetteln und Bleistiften. Auf den Infotafeln kann man auch noch mal alles genau nachlesen. Wir finden das System super. Für eine Nacht haben wir 15,70 $ bezahlt.
Wild hupend worden wir angehalten
Am nächsten Tag erfuhren wir, dass man auf der Westseite vom Prinz Albert Nationalpark bessere Chancen hätte Bisons zusehen. Also machten wir uns auf in Richtung Westen. Wir fuhren eine ewig lange Schotterpiste entlang als uns plötzlich ein wild hupendes Fahrzeug entgegenkam, vergleichbar mit einem alten Opel Corsa. Die Motorhaube war zusammengeklebt und generell sah das Fahrzeug so aus als würde es gleich auseinanderfallen. Wir wunderten uns sehr und überlegten, was wir gerade falsch gemacht hatten. Das Fahrzeug blieb stehen und wir ebenso. Aus dem Opel Corsa stieg ein junger Mann aus, gekleidet wie ein echter Cowboy. Er begrüßte uns total freundlich und fragte uns was wir vor hätten. Ebenso erzählte er uns, dass er zuerst dachte, wir wären ein „Müll-Fahrzeug“. Da war das Eis direkt gebrochen, wir fanden ihn total witzig. Wir erzählten ihm wer wir sind und von unserem Plan, Bisons sehen zu wollen. Irgendwie war er total von uns und besonders vom Dino begeistert. Denn daraufhin lud er uns ein mitzukommen auf seine Pferderanch. Wir würden eine Bison-Tour bekommen, denn er ist Guide im Prinz Albert Nationalpark. Was für ein Glück wir haben, dachten wir uns. Wir fuhren mit ihm mit und er zeigte uns seine große Ranch, die Sturgeon River Ranch.
Er stellte uns seine Freundin Carley und seinen Dad Todd vor. Außerdem waren noch Freunde vom Johnny gerade zu Besuch mit ihrer Familie aus Australien. Sie hatten ein wunderschönes großes Haus und eine riesen Weide für die Pferde. Echt ein tolles Grundstück mitten im Nichts, in der nähe vom Nationalpark. Bei Johnny kann man verschiedene Touren buchen, dort ein Zimmer mieten oder mit dem eigenen Camper dort campen. Abends gab es ein großes Lagerfeuer im Garten mit allen, es wurde gelacht, Geschichten erzählt und getrunken.
Am nächsten Tag ging es los mit der Tour. Alle sind mitgekommen. Es war das erste Mal für dieses Jahr, dass die Pferde die Kutsche mit Planwagen wieder ziehen. Über den Winter sind sie ganz schön „speckisch“ geworden, sagte Johnny. Karsten hat Johnny geholfen alles aufzubauen und die Pferde fertig zu machen. Wir hatten echt einen tollen Tag mit allen. Aber leider wieder keine Sicht von Bisons. Es sollte einfach nicht sein. Stattdessen haben wir eine Elchkuh mit ihrem Baby planschend im Wasser gesehen. Zucker süß! Johnny war sehr traurig, dass er uns keine Bisons zeigen konnte. Deswegen sind wir am späten Nachmittag noch mit ihm im Auto, über die Felder gefahren um Bisons oder andere Tiere zu beobachten. Von Bisons natürlich wieder keine Spur aber einen Schwarzbären haben wir entdeckt. Der kleine Mann saß friedlich mitten im Getreide und fraß Hafer. Er ließ sich überhaupt nicht von uns stören.
“Wir brauchen Hilfe”
Am Abend gab es wieder ein schönes Lagerfeuer und am nächsten Tag ging es für uns wieder weiter. Wir packten unsere Sachen und verabschiedeten uns von allen. Um auf die Hauptstraße zu gelangen, mussten wir ziemlich lange auf einer Schotterstraße fahren. Das Navi sagte dann auf einmal, rechts abbiegen. Da dort keine Straße rechts abging, wollte Karsten kurz rechts anhalten um nachzusehen. Er fuhr rechts ran und dann passierte das Unglück. Rechts am Wegrand war hohes Gras und verdeckte somit den Sumpf darunter. Wir sackten sofort weg und kippten auf die rechte Seite. Zum Glück sind unsere Dieseltanks auch auf der rechten Seite. Somit lag der Dino auf den Tanks auf und konnte nicht weiter wegsacken. Der Schock saß tief, wir waren total hilflos. Aus Reflex machte ich die Beifahrertüre auf. Ein Fehler. Wäre ich nicht angeschnallt gewesen, wäre ich direkt rausgefallen. Dafür sind die Trinkflasche und das Handy ins Wasser gefallen. Wir versuchten auf Karstens Seite raus zu klettern. Das Wasser ging Karsten fast bis zur Hüfte, er schaffte es zum Glück die Sachen wieder zu finden im Wasser. Wir einigten uns, dass ich zurück laufe zur Ranch und Karsten irgendwie versucht, den Dino zu stabilisieren. Ich lief fast 5 km zurück. Es war heiß, ich bin total unsportlich und ich war angeschlagen, da ich eine Blasenentzündung mit Nierenentzündung hatte und Antibiotika nahm. Trotzdem gab ich alles, so schnell wie möglich Hilfe zu holen. Zum Glück kam mir auf dem letzten halben Kilometer ein Quadfahrer entgegen. Ich hielt ihn sofort an und er brachte mich direkt zum Johnny, die sich zum Glück kannten. Panisch erzählte ich allen was passiert war. Johnnys Dad nahm seinen Gabelstapler und Johnny seinen Pick-up und wir fuhren sofort zurück zu Karsten. Als wir ankamen, hatte Karsten schon Besuch von einem 40 t Lkw. Vater & Sohn wollten ebenfalls helfen. Mit dem Lkw, einem Traktor und dem Gabelstapler schafften wir es, unseren Dino dort raus zu holen.